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Meine Welt - Antidepressiva absetzen


So, nachdem ich von 2004 - 2007 Antidepressiva nahm (Fevarin 50 mg 1xtäglich) habe ich im März diesen Jahres beschlossen, daß es Zeit wird ohne diese Tabletten zu leben. Ich habe viel über mich gelernt, habe dazu gelernt und weiss heute, daß weder Panik noch Depression jemals wieder soviel Macht über mich bekommen werden, wie es voralle im Jahr 2004 der Fall war.

Ich habe im April angefangen von 50 mg auf 37,5 mg zu reduzieren. Dazu muss ich sagen, daß ich dies ohne Absprache mti dem Psychiater gemacht habe. Viele werden sich jetzt denken "die hat nen Knalle, sowas darf man nur mit ärztlicher Hilfe machen" und ich gebe euch vollkommen Recht! ABER leider habe ich die Erfahrung machen müssen, daß einen gerade Psychiater gerne abstemplen - einmal depressiv, immer depressiv. Mein Psychiater ist da keine Ausnahme, er meinte schon x-mal zu mir, ich sollte die Tabletten ja weiter nehmen, ohne würd ich es nie schaffen! Ich ging jedesmal demotiviert und unglücklich aus der Praxis.

Ich habe bereits im Jahr 2001 für 6 Monate das Fevarin genommen, habe es jedoch - wie ich heute weiss - zu früh abgesetzt und bin gleich wieder in die Depressionen und Ängste reingeschlittert.

Anfang 2004 ging es mir dann so schlecht, daß ich teilweise vor lauter Panik nicht mehr ohne Hilfe laufen konnte. Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Schwester, die keine Ausrede gelten liess und mich an die Hand nahm und mit mir spazieren ging. Das hätte ihr sehen sollen, ich hing an ihrer Hand wie ein Kleinkind, das gerade laufen lernte und zitterte und bibberte vor Panik. Das schlimmste damals war, daß mich sogar der strahlendblaue Himmel ankotzte. Kann sich das ein vernünftiger, gesunder Mensch vorstellen, daß jemand bei blauem Himmel und Sonnenschein nichts als tiefe Dunkelheit und Verzweiflung empfindet und sich nach der Nacht sehnt? So ging es mir aber. Damals entschied ich mich für das Antidepressiva, nachdem ich in der Praxis meines Hausarztes zusammengebrochen war.

Den ersten Absetzversuch machte ich dann im Oktober 2005 und fiel prompt auf die Nase. Also klammerte ich m ich an die Tabletten, sie waren zu meinem besten Freund geworden, dachte ich doch, ohne sie nicht leben zu können und der Psychiater bestätigte mir dies. Allerdings ist er der Meinung, daß jeder depressive Mensch depressiv bleiben muss ohne Medikamente.

Heute - über 3 Jahre später - weiss ich, was schiefgelaufen ist. Ich musste erst viele Verbindungen "kappen", falsche Freunde aus meinem Leben werfen und eine Beziehung zu einem Mann den ich damals mehr liebte als mich selbst beenden, um zu mir zu finden. Das hört sich jetzt einfach an, war es aber nicht. Doch dazu mehr ein andermal.

Auf alle Fälle habe ich viel geändert in meinem Leben und irgendwann wurde der Wunsch ohne Tabletten zu leben immer größer. Auch war da natürlich die Frage - was mache ich, wenn ich mal wiedr eine Beziehung habe und ein Kind möchte? Unter Antidepressiva schwanger werden? Niemals, das Risiko dem Kind zu schaden wäre mir viel zu groß. Niemals ein Kind kriegen? Dann hätten Depression und Angst über mein Leben gesiegt, denn eine eigene Familie ist mein innigster Wunsch.

Also fing ich im März an zu reduzieren. Was soll ich sagen? Es war die Hölle. Unwirklichkeitsgefühl, Panikattacken, Depressionen, Wut, Verzweiflung, Weinerlichkeit - all das haken die Mediziner unter "Absetzerscheinungen" ab. Wenn mich heute jemand frag, ob man von Antidepressiva abhängig werden kann - ich würde diese Frage niemals leichtfertig verneinen. Auch wenn ich den Nutzen und Sinn von Antidepressiva einsehe, manchmal geht es eben nicht anders. Aber heute weiss ich, daß diese Tabletten den Körper und die Seele ganz schön abhängig machen. Vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne wie z.B. Drogen, Alkohol, Zigaretten, aber auf eine andere, subtilere Art und Weise.

Ich hielt jedoch die Absetzerscheinungen aus, sagte mir immer wieder, das sind nur Absetzerscheinungen, die gehen vorbei! Ich war ganz schön stur in dieser Zeit und dachte mir - egal was kommt, ich will die Dinger erstmal raushaben aus meinem Körper und meinem Leben! Nach ca. 3 - 4 Wochen wurde es dann immer besser. Und dann geschah etwas, das mich zuhause erstmal weinen zusammenbrechen liess. Und ich kann euch sagen, ich habe aus Freude geweint. Denn das erste mal seit so langer Zeit, kamen Gefühle in mir hoch, die ich noch von früher kannte, als ich noch nicht unter Depressionen litt. Positive Gefühle. Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben, es war einfach wunderbar. Ich fühlte mich so ruhig, so in mir geborgen und zuhause. Teilweise war das ein Gefühl wie früher, wenn ich von der Schule heimkam und mich auf mein Zuhause freute. Endlich angekommen, zuhause sein...

Inzwischen bin ich dabei, auf 25 mg zu reduzieren. Und ich habe das Gefühl, ich nehme mich wieder wahr. Ich bin wieder bei mir. Während der Zeit mit den Antidepressiva gab es immer nur zwei Phasen für mich - entweder lachend und glücklich oder aber traurig und unglücklich. Ja, auch unter den Antidepressiva hatte ich teilweise heftige depressive Phasen. Was mir wiederum zeigte, daß Antidepressiva keine Allheilmittel sind.

Seit ich die Tabletten reduziert habe, ist mein Gefühlsspektrum viel weiter geworden. Ich kann auch mal traurig oder einfach nur melancholisch sein und sogar das fühlt sich gut an, weil es eben nicht gleich diese Talfahrt in die Hölle der Depression bedeutet, sondern eine ganz normale Gefühlsregung, die andere auch sicher haben. Aber was sich wieder eingeschlichten hat und wofür ich Gott auf Knien danke, ist, diese stille Zufriedenheit. Diese innere Wärme und Geborgenheit, die ich jahrelang so schmerzlich vermisst habe. Als könnte ich den Kopf in den Schoss meiner Mutter legen und mich einfach nur Daheim fühlen. Ein Wahnsinnsgefühl, von dem ich nicht mal mehr wusste, dass es existiert.

Was sich allerdings immer mehr "verliert" ist die Fähigkeit, mich total unter Kontrolle zu halten. Mit den Antidepressiva habe ich nie vor anderen Menschen geweint. Heute glaube ich, daß so manche sich anbahnende Freundschaft oder gar Beziehung an meiner Selbstkontrolle zerbrochen ist. Ich glaube, ich kam teilweise ganz schön kalt rüber. Ich kontne eine Panikattacke habe und einem Menschen dabei in die Augen schauen ohne daß dieser wusste, welche Hölle ich gerade durchmache. Ich konnte die Tränen hinter den Augen stehen haben und trotzdem lachen. Ich habe es damals immer geschafft mich zu kontrollieren. Sogar als ich verliebt bis über beide Ohren war, war ich in der Lage es zu verbergen. So gut sogar, daß nichts draus wurde. Diese "Fähigkeit" scheint mir abhanden zu kommen. Wie oft ich in den letzten Wochen und Monaten "das Pipi in den Augen stehen hatte" wie der Rheinländer sagen würde, kann ich euch gar nicht sagen. Wie oft ich mich wegen eines schönen Liedes hingesetzt und geweint habe, weiss ich gar nicht mehr.

Aber es ist schön, sich wieder so intensiv zu fühlen und wahrzunehmen. Es ist schon merkwürdig, als ich noch Depressionen hatte, habe ich nichts anderes ausser grenzenloser Panik wahrgenommen, als ich Antidepressiva nahm, hab ich nur "gemässigte Gefühle" wahrgenommen und jetzt wo ich die Tabletten ab absetzen bin, scheine ich endlich wieder bei mir anzukommen.

Was ich noch hier loswerden möchte ist, daß ich Antidepressiva nicht schlechtreden möchte. Als es mir damals so schrecklich ging, habe ich den Arzt angefleht mir Tabletten zu geben. Antidepressiva können durchaus sinnvoll sein und wenn man merkt, daß einfach nichts mehr geht, dann sollte man sich auch nicht scheuen mit dem Arzt über die Möglichkeit einer medikamentösen Einnahme zu sprechen.

Aber was ich heute weiss ist, daß ein Antidepressiva nur teilweise unterstützen kann. Ich musste hart an mir arbeiten, meine Fehler einsehen und von denen hab ich sicher genügend. Ich musste mein Leben umkrempeln und mich selber auch mal kritisch hinterfragen. Ich habe so unendlich viel ändern müssen und vorallem habe ich so unendlich viel über mich selber lernen müssen. Ich bin froh, daß mir das Antidepressiva wieder ins Leben geholfen hat, aber alle Schritte danach musste ich alleine gehen. Und das sollte jeder beachten, der mit Angst, Panik und Depressionen zu tun hat. Tabletten allein bringen nichts! Das hab ich 2001 versucht, dachte mir, wenn Du die Tabletten nimmst, wirste schon wieder gesund. Ich war vielleicht noch zu jung und zu naiv, nicht in der Lage meine Fehler zu sehen und die Menschen die mir nicht gut taten loszulassen bzw. die Vergangenheit aufzuarbeiten. Und so halfen mir auch die Tabletten nicht wirklich weiter und die Hölle ging erstmal weiter...

Heute hat sich so viel verändert, daß es mir manchmal noch unheimlich ist. Aber ich hatte das Glück, wunderbare Freunde zu finden. Menschen, die mich nicht ausnutzen wollten sondern die für mich da waren, mich akzeptiereten wie ich war und bin. Menschen, die mir zeigten, daß auch ich etwas wert bin. Und ich lernte mir selber wertvoll zu sein. Auch eine sehr wichtige Lektion.

Nun gut, ich bin gespannt wie es weitergeht. Ich denke, über die dunklen Wintermonate werde ich die Dosierung auf 25 mg lassen. Im Beipackzettel steht, um eine Wirkung zu erzielen, muss man auf 100 mg erhöhen, was also heisst, daß die Dinger jetzt schon nicht mehr wirklich ihren Dienst tun und daß es mir trotzdem so gut geht zeigt mir, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe zwar noch nicht alles erreicht was ich mir wünsche, aber ich denke, ich habe irgendwann die richtige Abzweigung genommen und bin auf dem richtigen Weg.

Ich halte euch auf dem Laufenden, wenn ich weiter reduziere.

Update 27.12.2007:

Seit einigen Monaten bin ich auf 25 mg Fevarin und komme damit wunderbar zurecht. Die dunkle Jahreszeit hat mir eine Weile sehr zugesetzt, das hat sich jedoch wieder gebessert. Im nächsten Jahr werde ich schon im Oktober eine Lichttherapie beginnen, da ich wohl in der lichtarmen Jahreszeit sehr zu Depressionen neige. Ansonsten komme ich aber wirklich gut zurecht und werde ab dem Frühjahr März/April die Antidepressiva weiter reduzieren. Ich bin sehr zuversichtlich, daß es funktionieren wird und ich im nächsten Jahr die Tabletten ganz absetzen kann und werde! 

Update August 2008:


Ich habe es geschafft, die Antidepressiva sind vollständig raus aus meinem Leben und es geht mir gut damit!!! Die letzten 25 mg abzusetzen war erstmal sehr hart, ich hatte tagelang Heulkrämpfe und war zu nichts fähig, aber ich wusste, daß es einfach Zeit ist, ohne die Medikamente zu leben und zurecht zu kommen. Es ist ein Teil meiner Vergangenheit, doch die ist nun vorbei und die Tabletten gehören zu meinem jetzigen Leben und meiner Zukunft nicht mehr mit dazu!!! Es fühlt sich gut an, ich merke, wie ich das Leben völlig ohne die Tabletten wunderbar meistere. Ich kann jedem der diesen Weg gehen möchte nur empfehlen, sich von sogenannten "Absetzerscheinungen" die die Ärzte immer als "harmlos" verniedlichen, nicht abhalten zu lassen. Natürlich muss man schauen, wo die eigenen Grenzen liegen und ich denke an meiner Geschichte kann man sehen, daß ich auch viele Rückschläge hatte, bis es geklappt hat mit dem völlig absetzen. Es ist total o.k Rückschläge zu haben und das Medikament ne Zeit lang auch wieder hochdosieren zu müssen. Man darf sich nie entmutigen lassen, in meinem Leben musste sich auch erst sehr viel ändern und ich musste zu diesen Veränderungen bereit sein, um dann endlich loslassen zu können und die Medikamente nicht mehr zu brauchen. Wichtig ist nur, daß man es am Ende geschafft hat!

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